Opa Hermannus

Meine Helma ist ihres Großvaters Liebling. Wie gern sie meinem Vater bei der Arbeit zusieht, wenn er in seiner nach Leder riechenden Werkstatt mit Ahle, Leisten und Leim hantiert! Oder wenn beide Arm in Arm im Garten ihre Runden drehen. Stundenlang kann sie ihm zuhören. Er erzählt ihr dann von seiner Schusterlehre und der anschließenden Wanderschaft. Ganz besonders wird Helmas Phantasie von der Tatsache angeregt, dass Opa nebenbei auch als Nachtwächter in Hinte gearbeitet hat. Obwohl seine Aufgabe nur im Anzünden und Löschen der Straßenlaternen bestand, schmückt er die Arbeit gern mit ein paar Gruselgeschichten aus.

Wie eine kleine Prinzessin fühlt sich Helma, wenn Opa von seiner Mutter Catharina erzählt, einer geborenen von der Heide. Dass es kein adeliges „von“ ist, möchte sie nicht hören; sie malt sich zu gern aus, was wäre wenn … Auf jeden Fall hat Frau von der Heide den einfachen Maurermeister Johannes Melles geheiratet, Opas Vater. Zum Glück – sonst gäbe es weder mich, meine vielen Geschwister noch Helma! Leider ist mein Opa recht jung gestorben. Er war schon lange tot als ich auf die Welt kam.