„Konsul Schulte“, Heiligabend 1927

Der Winter hat uns fest im Griff. Auf der schlecht geschützten Brücke der „Konsul Schulte“ pfeift einem eisiger Wind um die Ohren. Der Alte hat vor einigen Tagen in Narvik anlegen lassen, wo wir Koks gelöscht und Eisenerz geladen haben. Den Männern sei nach der Schufterei ein wenig Ruhe gegönnt, meint er, sollen sie hier die Weihnachtsfeiertage verbringen. Dann gibt es bei den Familien zuhause wie so oft in den letzten Jahren eben nur eine kleine Bescherung. Die Mannschaft versucht, sich mit Pelzmänteln und Filzstiefeln so gut es geht vor der Kälte zu schützen. Manche sehen aus wie Polarforscher. Am Abend hat der Alte die Mannschaft in den Salon des Achterschiffs zu einer kleinen Weihnachtsfeier geladen. Es gibt sogar einen richtigen Weihnachtsbaum; den hat der norwegische Lotse rangeschafft. Wir haben Weihnachtslieder gesungen und jeder bekam kleine Geschenke. Als die Mannschaft abgetreten ist, hänge ich in meiner Kajüte noch ein bisschen meinem Heimweh nach. Immer wieder sehe ich mir das Bild von Hanna und Helmchen an. Dann hole ich die Kamera hervor und mache mit dem Selbstauslöser ein Bild. Dafür muss ich ziemlich stillhalten. Ach wäre doch Else noch da. Mein Liebling wäre vor ein paar Wochen 11 Jahre alt geworden.