Das Ende der „Konsul Schulte“
Anfang Februar 1942 war die „Konsul Schulte“ in der Barentssee vor Norwegens nördlicher Küste unterwegs. Zu meiner Zeit wurde selten im Winter gefahren, die vereiste Nordsee ist gefährlich. Aber der Krieg hat seine eigenen Gesetze und so ist die Konsul Schulte wohl als Geleitschiff einer deutschen Sperrgruppe von Minenlegern eingesetzt worden. Es war hundekalt, sagte der Matrose, um die minus 10 Grad; Mannschaft und Schiff steif vor Kälte. Man muss höllisch aufpassen, dass einem an den eisigen Tauen nicht die Hände erfrieren. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Mannschaft nachts in ihren klammen Kajüten wach lag und ängstlich auf das ferne Grollen von explodierenden Wasserbomben lauschte. Nicht weit entfernt lieferten sich deutsche Zerstörer Gefechte mit einem russischen U-Boot.
Am 4. Februar 1942 fuhr der Konvoi in den Porsangerfjord ein. Die Mannschaft habe sich in Sicherheit gewähnt, was offenbar trügerisch war. Denn nur einen Tag später, am Morgen des 5. Februar, wurde die „Konsul Schulte“ von einem russischen U-Boot angegriffen und backbord von einem Torpedo in Höhe des Maschinenraums getroffen. Unser Heizer Willy Scharmberg, mit dem ich jahrelang gefahren bin, hatte keine Chance. Seine Leiche liegt nun am Meeresgrund; seine Frau Margareta musste vor einem leeren Grab weinen. Auch unser 2. Ingenieur Johann Buss hat es nicht geschafft. Er wurde schwer verwundet und starb drei Wochen später im Lazarett. Seine Frau Janna hatte zumindest Gewissheit – aber verwunden hat sie den Verlust wohl nie. Wie man hört, folgte sie ihrem Mann nur zehn Jahre später. Bei der Torpedierung wurde auch der 1. Offizier Hans-Hermann Klopp an Bein und Brustkorb schwer verletzt, er habe sich bis heute nicht davon erholt.
Der Rest der Mannschaft hatte aber Glück und wurde von einem deutschen Minensuchboot aufgenommen, das schnell zur Stelle war.
Später erfahre ich noch, dass die „Konsul Schulte“ von dem sowjetischen U-Boot 421 angegriffen worden ist. Dessen Kommandant, Kaptänleutnant Lunin, hatte vielleicht den Fehlschlag mit unserer Sperrgruppe nicht verkraftet und sich dafür an unserem Kutter abreagiert.